Dschalāl ad-Dīn Muhammad ar-Rūmī – kurz Rumi genannt

Dschalāl ad-Dīn Muhammad ar-Rūmī – kurz Rumi genannt

Silar [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], from Wikimedia CommonsVor Kurzem las ich einige Gedichte von Rumi, die mich sehr berührten. Ich fand sie wirklich schön und habe mich daraufhin etwas mehr mit dem Dichter befasst.

Rumi war einer der größten persisch-sprachigen Dichter des Mittelalters. Er wurde 1207 in Balch (heutiges Afghanistan) geboren, wanderte mit seiner Familie aus, um der mongolischen Invasion zu entgehen und ließ sich in Konya, Türkei, nieder. Dort starb er 1273.

Er erhielt den arabischen Beinamen Maulānā (türkische Schreibweise: Mevlânâ), „unser Herr/Meister“. Nach ihm ist der Mevlevi-Derwisch-Orden benannt, der Orden der tanzenden Derwische.

Rumi stammt aus einer hochangesehenen Familie: Sein Vater ein angesehener Theologe, die Mutter soll die Tochter eines Chorezm-Schahs gewesen sein. Der Seldschuken-Sultan, der in der Stadt Konya residierte, bot dem Vater einen Lehrstuhl an der Madrasa (Universität) von Konya an. Dschalal ad-Din studierte dort unter seinem Vater islamische Wissenschaften, reiste später nach Spanien, wo er auch dem berühmtn Sufi-Meister ibn Arabi begegnet sein soll. Als Gelehrter erlangte Maulana Dschalal ad-Din Rumi große Berühmtheit, wie auch als Dichter.

1244 lernte er den Derwisch Schams-e Tabrizi kennen. Die Freundschaft mit diesem Mann inspirierten ihn zum Schreiben seiner bis heute oft zitierten Verse.

Nach seinem Tod wurde Rumi in einem Mausoleum beigesetzt, das dem Maulawi-Orden ebenfalls als Versammlungsort (Tekke) diente. Dieses Mausoleum ist seitdem das Wahrzeichen von Konya und dient bis in die heutige Zeit als Wallfahrtsort gläubiger Muslime und der Anhänger Rumis.

Die Lehre Rumis basierte darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah, das Universum als ein harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen Teilen in einer Liebes-Beziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann. Der Mensch als Teil dieses harmonischen Ganzen, kann die Harmonie mit sich selbst und dem Universum nur erreichen, wenn er lernt, Gott zu lieben. Seine Liebe zu Gott wird den Menschen dazu befähigen, nicht nur seine Mitmenschen, sondern alles von Gott Geschaffene zu lieben. Diese Lehre setzte er wunderbar in Poesie um.

Ungefähr 25000 und 35000 Verszeilen und viele kurze Verse hat er uns hinterlassen.

Auch Goethe hat sich in seinen „Abhandlungen zum West-östlichen Diwan“ mit Rumi befasst.

Ich möchte ein Gedicht aus Rumis „Divan-e Schams“ vortragen:

Das ist die Liebe,

himmelwärts zu fliegen,

In jedem Nu die Schleier zu besiegen,

Im ersten Hauch den Atem anzuhalten,

Im letzten dann den Fuß zurückzuhalten,

Die Welt als Unsichtbares zu betrachten,

Das eigne Seh’n als Sehen nicht zu achten.

In seinen Werken fließen Geschichten, Lehrgedichte und Märchen sowie Parabeln und Sinnsprüche zusammen und verbinden die Ontologie, (Beschäftigung mit dem Grundsätzlichsten des Seins), also die Ontologie der Liebe mit der Theologie des Friedens. Seine Werke greifen zentrale Aspekte aus seinem Denken, wie Vernunft, Ästhetik und Liebe sowie Dichtkunst auf.

Majid M. Naini, Professor für Informatik an mehreren Universitäten auf der ganzen Welt, beschäftigt sich mit Mystik und Sufismus und Dichtkunst, sagt über Rumi: „Das Leben und die Transformation von Rumi sind ein wahres Zeugnis und ein Beweis dafür, dass Menschen aller Religionen und Hintergründe in Frieden und Harmonie zusammenleben können. Rumis Visionen, Worte und das Leben lehren uns, wie wir inneren Frieden erreichen können und das Glück, damit wir endlich den anhaltenden Strom von Feindseligkeit und Hass aufhalten und einen echten globalen Frieden und Harmonie erreichen können.“

Für ihn war Freundschaft, Akzeptanz des Anderen wichtig und er drückte das mit den Worten aus:

Komm! Komm! Wer du auch bist!

Wenn du auch Götzendiener oder Feueranbeter bist.

Komm wieder! Dies ist die Tür der Hoffnung, nicht der Hoffnungslosigkeit.

Auch wenn du tausendmal dein Versprechen gebrochen hast.

Komm! Komm wieder!

Ich glaube, das könnte man auch an die Tür zu unserer Moschee anhängen.

Zu seinen schönsten metaphorischen Gedichten gehört folgender Vers:

Wachse, du Korn und werde Ährenfeld,

Dann lass dich mäh’n am Tag der Sense gern,

Und werd im Feuerofen Brot der Welt –

Verlass die Erde freudig, werde Stern.

Immer wieder beschäftigte sich Rumi mit Gott, hier ein sehr bekanntes:

Ich suchte am Kreuz der Christen, doch da war Er nicht;

Ich ging in den Tempel der Hindus und in die alten Pagoden,

doch nirgends fand ich eine Spur von Ihm.

Ich suchte auf Bergen und Tälern, doch

Weder in der Höhe noch in den Niederungen fand ich Ihn.

Ich ging zur Ka’ba nach Mekka, doch auch dort war Er nicht.

Ich fragte die Gelehrten und Philosophen,

doch Er war jenseits ihres Begreifens.

Da schaute ich in mein Herz, und dort,

an Seinem Wohnort, sah ich Ihn;

an keinem anderen Ort war Er zu finden.

Zum Schluss noch ein Gedicht, in dem er sich mit seinem Leitgedanken- der Liebe- auseinandersetzt.

Ich sage dir, warum das Weltmeer seine Wogen schlägt:

Es tanzt die Welt im Glanze eines Edelsteins – der Liebe.

Ich sage dir, aus welchem Stoff der Mensch geformt ist:

Er tönt nach Liebe, eingehaucht von Gottes schöpferischem Atem.

Ich sage dir, warum die Himmel ohne Ende kreisen:

Weil Gottes Thron sie mit dem Widerschein der Liebe füllt.

Ich sage dir, warum die Morgenwinde wehen:

Um ständig frisch den Rosenhain der Liebe aufzublättern.

Ich sage dir, warum die Nacht sich einen Schleier umlegt:

Sie will der Liebe diese Welt als Brautzelt weihen.

Ich kann dir alle Rätsel dieser Schöpfung lösen!

Denn aller Rätsel Lösungswort ist eines: Liebe!

Rumi ist mit seinen Gedichten ein Brückenbauer zwischen den Religionen, zwischen Christen, Juden und Muslimen findet. Er stärkt das Gottvertrauen im Menschen, er ermutigt uns, den Menschen als Spiegelbild Gottes zu betrachten, egal welcher Religion er angehört.

Rumis Worte besagen: „Wo die Liebe ist, gibt es kein Ich.“

Manaar

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