„Die Theologie der Barmherzigkeit – Wie Mouhanad Khorchide ein progressives Islamverständnis theologisch untermauert

Die Theologie der Barmherzigkeit – Wie Mouhanad Khorchide ein progressives Islamverständnis theologisch untermauert

blu-news.org [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)]Um Reformen im Islam durch – und umzusetzen, spielen Islamtheologen eine wichtige Rolle: Sie bieten die theologischen Grundlagen an, um darauf ein reformiertes Islamverständnis aufzubauen. Ein bekanntes und in der Vergangenheit oft umstrittenes Beispiel eines progressiven Islamverständnisses bot die „Theologie der Barmherzigkeit“ des muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide.

Nach eigenen biographischen Angaben kam seine Familie im Jahre 1948 von Palästina in den Libanon. In der libanesischen Hauptstadt Beirut kam Khorchide 1971 zur Welt. Seine Familie und er blieben jedoch nicht lange dort, da sie aus wirtschaftlichen Gründen weiter nach Saudi-Arabien zogen. Khorchide selbst wuchs in der saudischen Hauptstadt Riad auf und sah sich bereits in seiner Schulzeit mit dem Islam wahhabitischer Prägung konfrontiert. Früh begann man ihm (und den anderen Schülern) zu vermitteln, dass er den „wahren Islam“ lernen würde. Das Thema Religion wurde in einer großen Anzahl von Unterrichtsfächern behandelt: Koranexegese, Koranrezitation, islamische Glaubenslehre, islamisches Recht sowie die prophetische Tradition. Vor dem Hintergrund der iranischen Revolution von 1979 gab es eine deutlich stärkere, ideologische Einflussnahme auf die Schüler, um den schiitischen Islam als Irrglauben zu betrachten. Trotz der zunehmenden politischen Indoktrinierung der Schüler und Khorchide‘s kam die Kehrtwende in dessen Denken durch seinen Aufenthalt in Europa.

Er nahm in der österreichischen Hauptstadt Wien nicht nur das Soziologiestudium an der Universität auf, sondern internalisierte gleichzeitig Werte, die denen des von ihm in der Schule gelernten dogmatischen Islams entgegenstehen. Er begann sich in dieser Zeit kritischen Fragen zu stellen, die auf den Sinn und Zweck von Religionen abzielen: Warum gibt es Religionen? Was will Gott von den Menschen? Was wird gefordert und wieso wird es gefordert? Damit die Fragen nicht unbeantwortet blieben, fing er an in Beirut Islamische Theologie zu studieren, wodurch er im Jahre 2004 Hochschulabsolvent der Al-Ozaii-Imam-Fakultät für Islamische Studien wurde. Dennoch nahm die Anzahl seiner Fragen nicht ab, sie wurden immer mehr. Seinen Magister im Fach Soziologie erreichte er 2007 und promovierte anschließend ein Jahr später an der Universität Wien. Bereits 2006 begann er an derselben Uni als wissenschaftlicher Assistent für die „Islamische Religionspädagogik“ zu arbeiten, an der er früh Kritik übte, weil er feststellte, dass den Schüler/innen hauptsächlich die Kategorien von Erlaubtem/Unerlaubtem im Islam vermittelt wurden. Dafür erstellte er eine Studie, die jedoch von den verantwortlichen Akteuren1 als unwissenschaftlich abgetan und auch als Diffamierung zurückgewiesen wurde. Die nächste negative Reaktion folgte prompt: Er verlor seine Lehraufträge für die „Islamische Religionspädagogische Akademie (IRPA)“. Nichtsdestotrotz meldeten sich dazu auch kritische Gegenstimmen zu Wort, wie z.B. der Professor für Islamische Religionspädagogik Ednan Aslan, der sowohl Nachholbedarf in puncto Reformen als auch Probleme im Bildungsbereich konstatiert. Heute besetzt Khorchide die Professur für Islamische Religionspädagogik an der Westfälischen Wilhelms – Universität Münster. Zudem spiegelt sich seine wissenschaftliche Karriere in der Mitgliedschaft verschiedener wissenschaftlicher Beiräte wider, wie es in der „Georges Anawati Stiftung“ oder auch im „Europäischen Institut für interkulturelle und interreligiöse Forschung“ der Fall ist. Außerdem war er von 2010 – 2016 Mitherausgeber der „HIKMA – Zeitschrift für Islamische Theologie und Religionspädagogik“. Seine Forschungsschwerpunkte kreisen um die Themen: Islamische Religionspädagogik und deren Didaktik, Moderne Zugänge zur Koranhermeneutik, Systematische Islamische Theologie sowie der Islam in Europa. Einige Werke werden hier skizziert, um die theologischen Reformansätze von Mouhanad Khorchide zu plausibilisieren.

Im Jahre 2012 veröffentliche er ein Buch mit dem sehr wohligen Titel: „Islam ist Barmherzigkeit.“ In der Einleitung formuliert er einen einschlägigen Gedanken, der sich auch in den meisten seiner Werke zeigt, weshalb es sich besonders lohnt, diesen zu zitieren: „Ich sehe im Islam eine Botschaft der Barmherzigkeit, die von einem absolut barmherzigen Gott ausgeht. Mein Ziel ist es, dieses Bild vom Islam als Angebot an Muslime zu richten, die bereit sind, ihren Glauben zu reflektieren, und die offen für Antworten sind, die sie bisher vielleicht noch nicht kannten. Wer es ernst mit seinem Glauben meint, der muss, meine ich, für jeden Gedanken offen sein, auch wenn dieser Gedanke im ersten Moment >>anders<< als gewohnt klingt. Ich lade die muslimischen Leser ein, sich die Chance zu geben, diese Gedanken kennenzulernen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen (vgl. Khorchide 2012: S.31).“Doch weshalb möchte er das überhaupt? Er begründet dies mit der Problematik, dass der Islam ausschließlich mit Gewalt und Hass in Verbindung gebracht wird, wozu Dogmatiker sicher ihren Anteil beitragen. Auch den Kritikern will er beweisen, dass der Islam weitaus mehr zu bieten hat, als die herkömmlichen Ausrichtungen der islamischen Orthodoxie.

Während in restriktiven Islamverständnissen ein befehlendes und drohendes Gottesbild herrscht, vermittelt Khorchide ein Gottesbild der Barmherzigkeit: „Die Eigenschaft Gottes, mit der Gott sich im Koran am häufigsten beschreibt, ist die Barmherzigkeit. Das arabische Wort rahma (Barmherzigkeit) leitet sich von rahim (Mutterleib) ab. Die Bedeutung von Barmherzigkeit gewinnt dadurch eine physische und emotionale Konnotation mütterlicher Liebe.“ Denn werden diese beiden Begriffe auseinanderklamüsert, treten verschiedene Bedeutungseben zutage, da ar-Rahim (übersetzt als Allerbarmer) sich beispielsweise auf die Vergebung von Sünden bezieht; hingegen ar-Rahman (übersetzt als Allbarmherziger) die bedingungslose Liebe Gottes zum Menschen beschreibt. Konkretisiert bedeutet dies: „Wenn hier also die Rede von Barmherzigkeit ist, dann nicht bloß im Sinne von Gottes grenzenloser Vergebungsbereitschaft und Gnade gegenüber menschlichen Sünden. Das ist in der Eigenschaft Gottes ar-Rahim wiedergegeben. Göttliche Barmherzigkeit ist darüber hinaus eine Wesenseigenschaft Gottes, sie gehört zum Sein Gottes unabhängig von menschlichem Handeln; das meint die Bezeichnung ar-Rahman (ebd. S.38 f.).“ Ein solcher Gedanke findet auch seine theologische Legitimation in der ersten und wichtigsten Hauptquelle im Islam: Dem Koran! Denn Gott hat sich selbst der Barmherzigkeit verpflichtet, wie das in Sure 6 Vers 12 zum Ausdruck gebracht wird. Daher ist es für Khorchide geradezu merkwürdig, wieso dieser Aspekt der Barmherzigkeit in der islamischen Theologie sowie im Volksglauben wenig Beachtung geschenkt wurde.

Geht man von einem entgegengesetzten Gottesbild aus, also von einem strafenden und zornigen Gott, welches in den Köpfen vieler Muslime verankert ist, würde sich dies vom Gedanken der verpflichtenden Barmherzigkeit Gottes diametral unterscheiden: „Was hätte Gott jedoch von jemandem, der nur deshalb zu ihm betet, weil er Angst vor dem Verbrennen in der Hölle hat? Eine solche Pädagogik ist Ausdruck einer Diktatur, die im Menschen selbst errichtet ist, einer Diktatur, die sich in erster Linie gegen den Menschen selbst richtet. Denken, geschweige denn das kritische Denken, ist in einem solchen Kontext einfach nicht erwünscht. Er wird gelernt unhinterfragt zu gehorchen, mitzumachen, immer Ja zu sagen (ebd. S.46 f.).“ Khorchide betont vor allem den problematischen Aspekt, dass häufig „tradierten Lehrmeinungen“ mehr Autorität zugestanden wird, als dem Koran. Doch ist es gerade der Koran, der die unhinterfragte Übernahme von Traditionen ablehnt. Stattdessen sollten Traditionen vielmehr weitergedacht werden: „[…] Was würden die Gelehrten des neunten Jahrhunderts heute an Lehrmeinungen entwickeln, würden sie in unserem heutigen Kontext leben (ebd. S.48)?“

Auch die religiösen Rituale wie das Beten oder Fasten werden oftmals als Instruktionen befolgt. Führt man sich nochmals Khorchide’s kritische Frage vor Augen, was es Gott selbst bringt, wenn man dessen Gebote aufgrund von Angst ausführt, muss es doch folgerichtig einen anderen Sinn und Zweck der Rituale geben. Für das muslimische Gebet findet der Theologe die Worte: „Das Gebet dient dem Menschen und seiner Vervollkommnung und ist keineswegs eine Pflichterfüllung, die man irgendwie hinter sich bringen soll. Es geht bei den Ritualen nicht um eine Liste, die man abhaken müsste (ebd. S.121).“ Kurz vorher geht er expliziter darauf ein, für was religiöse Ritualen inbegriffen stehen: „Religiöse Rituale wie das Beten und Fasten betreffen somit zwei Dimensionen, eine spirituelle und eine ethische. Die spirituelle Dimension drückt die Zuwendung des Menschen zu Gott, seine Suche nach einer individuellen Beziehung zu Gott aus, daher sagt der Koran zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Gebet nicht einfach: >>Bete!<<, sondern: >>Baue das Gebet auf<< (arab.: iqama). Im Gebet baut man eine Beziehung zu Gott auf. Dies setzt aber voraus, dass man sich selbst gut kennt. Und hier kommt die zweite Dimension religiöser Rituale ins Spiel: die ethische. Sie zielt auf die Vervollkommnung des Menschen (S.120).“ In diesem äußerst lesenswerten Werk finden sich weitere theologische Gedanken, die das Menschenbild im Islam, Himmel und Hölle, die Gott-Mensch Beziehung, die Scharia als juristisches System und vielen weiteren Themen betrachten.

Vor allem der letzte Punkt mit der Scharia würde viele Leser sich die Frage stellen, ob die hier kurz skizzierten Gedanken von Mouhanad Khorchide auch mit der Scharia vereinbar seien? Tatsächlich setzt er sich auch mit diesem islamischen Konzept in seinem Werk: „Scharia der missverstandene Gott“ auseinander. Dieser in politischen Debatten sehr kontrovers geführte Begriff sollte zunächst einmal in seinen Grundzügen beschrieben werden: „Der Begriff Scharia bedeutet im Arabischen >>der Weg zur Quelle<<. Auf den Islam übertragen bedeutet Scharia >> der Weg zu Gott<<. Welcher Weg führt aber zu Gott? Im vorliegenden Buch möchte ich ein neues Verständnis von Scharia darlegen: Scharia nicht als Schema, das die Gott-Mensch-Beziehung über juristische Kategorien definiert, sondern als Beschreibung eines Weges zu Gott, als ein Weg des Herzens, der nah an der koranischen Vorstellung ist. Das Praktizieren des Islams beginnt mit dem Praktizieren des Herzens (vgl. Khorchide 2013: S.18).“

Weil der Islam im konservativen Islam oft juristisch verstanden wird, hält Khorchide dagegen: „Mir geht es darum aufzuzeigen, dass man dort, wo man den Koran in einigen seiner juristischen Äußerungen wortwörtlich versteht und auf einer wortwörtlichen Übertragung dieser juristischen Maßnahmen beharrt, den koranischen Text zu einer bevormundenden Autorität macht, die, anstatt, was eigentlich der Koran intendiert, vernünftige Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu liefern, diese verkompliziert. Der Koran wird als Barmherzigkeit, als Rechtleitung, als Licht, als Ermahnung, als Weisheit, als Segen u.a. bezeichnet, aber nicht als heilig im Sinne von absolut und unreflektierbar. Heilig ist nur Gott (ebd. S. 32).“ Außerdem verlangt der Koran, dass man immer wieder nachdenken und reflektieren soll. Es sind ja vor allem bestimmte koranische Aussagen, die zeitgebunden im 7. Jahrhundert zu verorten sind und andere Aussagen, die ahistorisch und von allgemeiner Bedeutung sind. Auf diesen Punkt geht Khorchide in seinem bereits erwähnten Buch: „Islam ist Barmherzigkeit“ ausführlich ein.

Was aber gehört zur Scharia? Mouhanad Khorchide richtet sein Augenmerk auf die fünf Säulen des Islam: Das Glaubensbekenntnis, das Beten, das Fasten, die Almosenabgabe sowie die Pilgerfahrt nach Mekka und auf die sechs Glaubensgrundsätze: Der Glaube an Gott, an die Engel, an die Bücher, an die Propheten, an die göttliche Vorherbestimmung und an die Wiederauferstehung im Jenseits. Als Teil der Scharia sollen sie dann gesehen werden, wenn sie mit dem Herzen beschritten werden: „Die Scharia, als der Weg zu Gott, zu seiner Gegenwart, beschreitet der Mensch mit seinem Herzen. Wenn die sechs Glaubenssätze lediglich als Aussagen getätigt werden und die fünf Säulen als mechanische Rituale verrichtet werden, ohne dass das Herz betroffen ist, dann leisten diese nicht den vorgesehenen Beitrag auf dem Weg zur Gemeinschaft Gottes (ebd. S.69).“ Für viele Muslime und Nichtmuslime ist Scharia gleichbedeutend mit einem juristischen System. Dies würde aber der Barmherzigkeit Gottes widersprechen, der kein blindes Befolgen von Geboten anstrebt, sondern die Menschen in seine Barmherzigkeit aufnehmen möchte. Khorchide will die islamischen Gebote und Verbote nicht vom Islam trennen, jedoch „sollen sie im weitesten Sinne der Glückseligkeit des Menschen im Diesseits und Jenseits dienen.“

Gibt es in der Tradition der Scharia Ansätze, die man für eine Islamreform nutzen könnte? Unstrittig gibt es sie, die leider in Vergessenheit geraten sind. Identifiziert wird dazu das „Allgemeinwohl (Al-Maslaha Al-Mursala).“ Der muslimische Theologe erläutert zu diesem Begriff: „Imam Malik vertrat die Ansicht, dass die Verwirklichung von individuellen und gemeinschaftlichen Interessen auch normgebend sei. Er stellte folgende Voraussetzungen dafür auf: Diese Interessen dürfen den Grundsätzen des Islams nicht widersprechen; sie dürfen nicht irrational sein; und sie gelten nur für den Fall, dass, wenn sie nicht verwirklicht werden, es zu großen Umständen und Erschwernissen kommt.“ Wäre aber eine Konsequenz einer solchen Tradition nicht sowas wie Beliebigkeit im Glauben, was man unbedingt vermeiden möchte? Khorchide argumentiert jedoch: „Es ist nachvollziehbar, dass menschliche Interessen variieren und es sogar zu Interessenkonflikten kommen könnte. Allerdings liegt gerade in diesen Aushandlungsprozessen der Garant dafür, dass Beliebigkeit ausgeschlossen bleibt (ebd. S. 138 f.).“ Ebenso gibt es weitere Traditionen innerhalb der Scharia, die man reaktivieren und konstruktiv für reformerische Ansätze nutzen könnte.

Mouhanad Khorchide, der auf theologischem Gebiet seine Expertise mehrfach unter Beweis stellt, scheut auch Auseinandersetzungen mit Islamkritikern wie Hamed Abdel-Samad nicht. In dem Buch von den beiden: „Ist der Islam noch zu retten? Eine Streitschrift in 95 Thesen“ legen beide dar, wieso der Islam reformfähig – bzw. unfähig sei. Seine Kritik gegen Abdel-Samad lautet unter anderem: „Sie wiederholen immer wieder den Vorwurf, die späteren Suren wären Ausdruck der Dialogunfähigkeit des Korans, nur in der mekkanischen Phase habe der Text aus strategischen Gründen Nichtmuslime toleriert. Gleichzeitig wissen Sie aber, dass zum Beispiel die fünfte Sure im Koran (also die letzte bzw. vorletzte, die verkündet wurde) zu einem Zeitpunkt offenbart wurde, als Mohamed auf dem Zenit seiner Macht stand. Genau in dieser Sure liest man vom Versprechen an Juden und Christen, in die ewige Glückseligkeit zu gelangen (Sure 5:69). Und in Vers 48 der gleichen Sure fühlt man sich an die Ringparabel in Lessings >>Nathan der Weise<< erinnert: >>Und wir sandten zu dir in Wahrheit das Buch hinab, bestätigend, was ihm an Schriften vorausging und über sie Gewissheit gebend. […] Jedem von euch gaben wir einen Weg. Wenn Gott gewollt hätte, hätte er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Doch er will euch in dem prüfen, was er euch gegeben hat. Wetteifert nun nach den guten Dingen […]. << Natürlich stehen in der fünften Sure auch andere Verse, die weniger freundlich klingen, aber wir müssen eben all diese Aussagen, wie Sie ja fordern, ohne sich selbst daran zu halten, als historische Zeugnisse lesen. Indem Sie aber immer wieder darauf beharren, der Islam sei schlecht und nicht reformierbar, weil im Koran und in der Sunna dies und jenes stehe, lesen Sie selbst den Koran und die Sunna nicht als historische Zeugnisse, sondern als normative Texte mit einem klaren Weisungscharakter. Wir beide wollen aber doch gerade gegen diese Lesart vorgehen, oder? (vgl. Abdel-Samad u. Khorchide 2017: S.84)“

Um gegen eine solche, buchstabengebundene Lesart vorzugehen, hat Mouhanad Khorchide wertvolle Arbeit geleistet. Das Etablieren eines progressiven Islamverständnisses sucht seine Legitimation in islamisch-theologischen Quellen, die Khorchide vorweisen und belegen kann. Auch in seinem Buch: „Gott glaubt an den Menschen. Mit dem Islam zu einem neuen Humanismus“ kann er eindrucksvoll einen Humanismus begründen, der sich nicht im Widerspruch zum Islam befindet. Aktuell verfasst er Kommentare zur Islamischen Theologie, dessen erster Band 2018 erschien: „Gottes Offenbarung in Menschenwort: Der Koran im Licht der Barmherzigkeit“. Eine Auseinandersetzung mit dem Islamtheologen Mouhanad Khorchide ist deshalb angesichts der Fülle seiner erkenntnisbringenden Schriften und noch in Planung befindenden Werken stets lohnenswert.

Quellenverzeichnis:

Abdel – Samad, Hamed und Khorchide, Mouhanad (2017): Ist der Islam noch zu retten? Eine Streitschrift in 95 Thesen. Droemer Verlag: München

Khorchide, Mouhanad (2012): Islam ist Barmherzigkeit. Grundzüge einer modernen Religion. Herder Verlag: Freiburg im Breisgau

Khorchide, Mouhand (2013): Scharia – der missverstandene Gott. Der Weg zu einer modernen islamischen Ethik. Herder Verlag: Freiburg im Breisgau

https://www.uni-muenster.de/ZIT/Personen/Professoren/personen_khorchide_mouhanad.shtml

https://www.ezw-berlin.de/downloads_informationsportale/i_mdezw_2009_03_111.pdf

1 Damit ist die „Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich“ gemeint, die die Autorität in Organisationsfragen mit dem Islam in Österreich hat.

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1 Kommentar zu „„Die Theologie der Barmherzigkeit – Wie Mouhanad Khorchide ein progressives Islamverständnis theologisch untermauert“

  1. Aber die Barmherzigkeitspassagen, die sind dann natürlich alle wortwörtlich zu nehmen und nicht historisch oder bildhaft oder so dass Leute köpfen ein Ausdruck von Barmherzigkeit ist…. logisch.
    Halbspaß beiseite: Ein Text, der in sich derart widersprüchlich ist, dass man daraus mit jeweils relativ wenig Aufwand sowohl Aussage A als auch deren komplettes Gegenteil herausinterpretieren und das auch gut begründen kann, der ist bestenfalls schicht und einfach vollkommen überflüssig, schlimmeren und sehr viel wahrscheinlicherenfalls kranker, gefährlicher Mist.
    Eure Moschee ist ein Wohlfühl- und Einlullprojekt für Leute, die sich von der Indoktritnation ihrer Kindheit zwar so weit emanzipiert haben, dass sie erkennen, dass damit jede Menge nicht stimmen kann, die aber zu feige oder zu unreif dafür sind, den einzig logischen Schluss zu ziehen: dass man Religion nicht braucht.
    Ihr sagt auf Eurer Website ja selber, zuallererst kommt für uns einmal die Unantastbarkeit der Menschenrechte (nicht nur kein islamischer sondern überhaupt kein religiöser Wert) und alles Andere kommt danach. Ihr macht es Euch nur unnötig schwer , um zu der Erkenntnis zu gelangen: Alles Andere braucht man schlicht nicht.

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