Gott und sein Schaffen, Gott als der Schöpfer

18.11.2022

Gott und sein Schaffen, Gott als der Schöpfer

Als Gott das Universum, also Raum und Zeit, erschuf, erschuf Er gleichzeitig die Naturgesetze, also Entwicklung und Vergehen, Leben und Sterben, von der größten Galaxy bis hin zur kleinen Pflanze oder Tier. Und ganz einfach gesagt, schafft Er immer noch neuen Raum und damit auch Zeit, was Er uns im Koran als das Weiten beschreibt. Ich komme später noch einmal darauf zu sprechen.

    Gott ist überall und immer. Er hat uns Regeln und Gesetze gegeben, aber beachten wir sie immer? Gott hat für uns Menschen in Seinen Schriften die Natur beschrieben, und wenn Er vom Wachsen und Sterben der Pflanzen spricht, dann meint Er alle Pflanzen. Jede Pflanze und Getier haben ihre Daseinsberechtigungen, aber wir fördern eigentlich nur das, was uns nützt, z.B. die Monokultur. Dadurch bringen wir die Natur aus dem Gleichgewicht, so wie Gott sie geschaffen hat und wundern uns dann, wenn sie verrücktspielt und wir uns auf dem ganzen Planeten Gedanken machen müssen, wie wir dagegen steuern können. 

    Wir haben uns dadurch über Gottes Schöpfung hinweggesetzt, denn alles gehört zu einem Kreislauf und jedes hat darin seinen bestimmten Platz. Oft erkennen wir erst fast zu spät die Nützlichkeit einer verdrängten Pflanze.

    Gott meint, wenn wir an Ihn glauben, dann müssen wir auch Seine Schöpfung, Seine Gebote und Gesetze beachten und akzeptieren und Seine Gesetze sind auch die Naturgeschehnisse mitsamt ihren Stellungen und Beziehungen untereinander, so auch die Beziehungen der Menschen miteinander. Jeder Mensch hat darin seine gleiche Daseinsberechtigung und kann auch darin seinen Platz in Gottes Sinne ausfüllen. 

    Er erschuf auch die Beziehungen der Menschen untereinander, gab ihnen aber darin freie Hand: einordnen oder unterordnen, sowie Liebe und Strafe, Lob und Tadel. Viele Verse beinhalten vom Letzten gleichzeitig beides. Er hebt den Menschen hervor, die an Ihn glauben und warnt gleichzeitig mit einer Strafe für diejenigen, die nicht an Ihn glauben bzw. an Seine Schöpfung glauben. 

    In einer meiner liebsten Suren, der 87.Sure „Al-A’la- Der Allerhöchste“, Verse 10,11 heißt es: „Mahnen lassen wird sich derjenige, der gottesfürchtig ist; Ermahnung meiden wird der Unselige.“ 

     Aus dem Vergangenen, also aus vorherigen Schöpfungen lässt Gott immer wieder etwas Neues entstehen. Schon allein durch die Plattentektonik verändert sich das gesamte Antlitz der Erde. Da heißt es in der 78. Sure „An-Naba`-Die Ankündigung“ Verse 6-7: „Haben wir nicht die Erde zu einem Lager gemacht und die Berge zu Pflöcken?“ Es ist bewiesen, dass Berge tiefe Wurzeln unter der Erdoberfläche besitzen, die oft eine Tiefe wie die Höhe der Berge erreichen können. Damit ein Pflock etwas festhalten kann, muss er zum großen Teil sich unter der Erdoberfläche befinden. Aber diese Pflöcke spielen noch eine größere Rolle, denn sie stabilisieren auch die Erdkruste, sie verhindern ein Taumeln der Rotation der Erde. So sagt Gott uns in der 16.Sure „An-Nahl- Die Biene“ Vers 15: „Und Er hat feste Berge auf der Erde gegründet, damit sie nicht mit euch wanke…“.  Das Wissen über die Rolle der Berge als Stabilisatoren der Erde gab es erst mit der Kenntnis der Platten-Tektonik vor rund 60 Jahren.

     Jedes Mal, wenn wir beten und die „Al-Fatiha- Die Eröffnende“ rezitieren, werden wir daran erinnert, wer das alles im Griff hat. Da heißt es: „Alles Lob gebührt Allah, dem ‚Herrn der Welten‘ …“ Gott wird als ‚rabb al-´alamin‘ als Herr der Welten angesprochen. Wir werden also immer wieder daran erinnert, dass das Universum sich weitet, sich immer wieder erneuert. Damit werden wir auch daran erinnert, dass es sicherlich auch Planeten gibt, auf denen unterschiedliche Formen von Leben existieren können und auch, dass wir wissen, dass unsere Erde nicht der Nabel des Weltalls sein kann und auch, dass wir Menschen ebenfalls einem Werden und Vergehen unterliegen und wir selbst uns gleichfalls ändern können vom Guten zum Besseren oder Schlechterem. 

     Meist wird Gott als Schöpfer im Koran als al-Khaliq genannt, die Sure 35 „Al-Fatir- Der Schöpfer“ trägt aber den Namen ‚al-Fatir‘, Gott als ‚Schöpfer der Himmel und der Erde‘ – ‚fâtir as-samawât wa-l-ard‘ genannt. Sie stammt aus der frühen mekkanischen Zeit. Da heißt es im 4. Vers: „Lob sei Gott, dem Schöpfer von Himmel und Erde, der die Engel zu Gesandten mit Flügeln gemacht hat, (mit) je zwei, drei oder vier! Er erschafft zusätzlich, was er will. Gott hat zu allem die Macht. Dieser Satz steht für die koranische Auffassung vom Werden und Vergehen, von der Entwicklung des Universums. Der Vers hebt die Macht des Schöpfers heraus, der als Schöpfer seine eigene Schöpfung, seine eigene Ordnung verändern kann, wie es Ihm passt. Diese Worte ‚Er erschafft zusätzlich, was er will‘ im letztgenannten  Vers bestätigen Seine Souveränität über seine geschaffene Ordnung und alles, was sich irgendwie ändert, geschieht auf seinem Befehl. Sein Schöpferprozess ist beständig und erweitert sich stets in der Ausbreitung und Vielfalt. Er ist also nicht an eine bestimmte Form Seiner Schöpfung gebunden. Das heißt: Er ´hat die Macht, den Engeln auch mehr Flügel wachsen zu lassen. Und gerade deshalb, weil auch wir diesen Veränderungen unterworfen sind, bietet Gott uns darin Seine Barmherzigkeit an, indem wir Ihn anerkennen.

    Alle Dinge sind seinem Willen untergeordnet, auch die Bestimmungen für die Menschen mit ihren Angelegenheiten. Ich glaube aber nicht, dass Er für die jetzigen Überschwemmungen und Dürre verantwortlich gemacht werden kann. Das ist unbedachtes Menschenwerk. Er hat es einfach geschehen lassen als Mahnung für uns, Seine Ordnung zu missachten.     

    Auch das lässt Er uns wissen wie z.B. in der 11.Sure „Al-Hud“ Vers 89 Schu´aib seinem Volk berichtete: „O mein Volk, möge die Feindseligkeit gegen mich euch nicht dazu führen, dass euch das gleiche wie das trifft, was das Volk Noas oder das Volk Huds oder das Volk Salihs getroffen hat; und das Schicksal des Volkes von Lot ist euch nicht fern.“

   Das zusätzliche Erschaffen können wir auch als das Weiten des Universums verstehen, dieses neu entstehen lassen von Raum und Zeit mit dem Wort ‚Weiten oder Ausbreiten‘, das wir in dem 47. Vers der 51. Sure nachlesen können: „Den Himmel haben Wir aufgebaut und verstärkt. In Wahrheit breiten wir ihn aus.“ Wenn wir heute solche Sätze lesen, müssen wir uns daran erinnern, dass Gott sich an die damaligen Menschen mit ihrem damaligen Wissensstand gewandt hat, auch wenn so manches Wort für sie noch unerklärbar war. 

    Für mich ist Gott in Seiner Eigenschaft als der ‚Erschaffer‘ al-Khaliq der Wichtigste neben Seiner Barmherzigkeit als Sein Wesen, denn ohne einen Erschaffer gibt es keinen Gestalter al- Mussawwir, keinen Al-Amin den Allwissenden, al-Malik den König, den Erbarmer- al-Rahim oder als an-Nur das Licht. Aber gleichzeitig nutzt ein Erschaffen nichts ohne all die anderen Eigenschaften. Sie ergänzen sich, sind also gleichwertig. Gott als Erbarmer kann nur im Gleichklang mit Seinem Erschaffen wirken, was Seiner Barmherzigkeit bedarf. Über Seine Barmherzigkeit spreche ich ein anderes Mal.

     Allah bedeutet „Der Eine“. Um das Wort verständlicher zu machen, haben manche Menschen eine eigene Vorstellung z. B. ein Bild, manchmal etwas Diffuses, manchmal sogar etwas ganz Konkretes. Für mich bedeutet es eine Macht oder Kraft, etwas nicht Fassbares, materielos und außerhalb meines gedanklichen Horizontes und unseres Universums, was es sozusagen umschließt und deshalb überall und zu allen Zeiten da ist, also zeit- und raumlos ist. Wenn Er Materie erschafft, also den gesamten Kosmos, kann Er nicht gleichzeitig ebenfalls aus Materie bestehen, folglich ist Er aus einem uns unbekannten, einzigartigen Substanz, einem anderen Etwas.

      Wenn ich Seine Eigenschaften für das ganze Universum anwenden würde, dann wäre Er der Erschaffer und Gestalter unseres Nachthimmels mit den wunderschönen Nebelbildern, als der Erschaffer des Lichts, das wir brauchen, um überhaupt leben zu können, als der Bewahrer selbst des kleinsten Teilchens, der Bewahrer unserer Seele, als der Lehrer, der uns die Worte gelehrt hatte, und Richter, der uns immer wieder mahnt, das Richtige im Diesseits zu tun.       

     Einmal die Naturgesetze ins Dasein gebracht, wirken sie immerfort. Gott braucht sie nur zu ordnen, umzuformen, wie Er will, zu formen als Lebewesen, den Menschen das nötige Wissen zu geben, um sie zu leiten, ihnen Seine Barmherzigkeit angedeihen zu lassen und mit ihnen zu kommunizieren.

    Das Bild des Menschen von Gott hat sich in den Jahrtausenden immer wieder gewandelt, je nach Wissensstand. Bei den ersten Juden war Er noch ein Gott, der an dieses Volk gebunden war und mit ihnen herumzog, Gott herrschte in den Gedanken der damaligen Menschen nur über die Erde. Im Machtbereich der Babylonier, erschloss sich ihnen der Himmel Gottes als Sein Refugium und mit den Persern kam das Endgericht dazu, das Gott halten wird und alle Toten auferweckt werden und Rechenschaft ablegen müssen, also die Unterwelt. Jetzt war Gott Herrscher über die Erde, dem Himmel und der Unterwelt. Zur Zeit Jesus war Gott nicht nur Herr über Leben und Tod, sondern auch Herr über die Lebenden und Toten. 

     Mit jeder Schrift hat sich unser Wissen über Ihn erweitert. Heute verlangt Gott von uns, dass wir nachdenken, unser Wissen anwenden, auch über Ihn und Seine Schöpfung. 

    Und wenn wir im Gebet stehen, verbinden wir uns mit Ihm und wenn wir rezitieren, bestätigen wir damit Gottes Worte und Sein Schaffen – und unser Leben.

      Aber Er hat dem Menschen auch gestattet, für sein Leben, für seine Erde mit dem Material, das Er ihm zur Verfügung gestellt hat zu arbeiten, zu gestalten, zu verändern. Der Mensch wird darum zum Gestalter seiner Erde, seines Umfeldes und hinterlässt aus dem Material Gottes etwas Neues, ihm Eigenes, Geformtes. 

   So wird der Mensch mit Gottes Hilfe und Anleitung zum Schöpfer, zum Gestalter, zum Erhalter und zum Lehrer, zum Frieden – durch Gottes Atem. Dennoch dürfen wir unser Haupt nicht zu hochtragen, wir werden nie Gottes Größe erlangen, noch zu Gott werden. Wenn Gott es missfällt, was wir tun, kann Er mit einem Wisch, einem Wort uns unsere Seele wegnehmen, zerstören, was wir aufgebaut haben. Was bleibt dann von uns, unserer Brücken, Häuser, die irgendwann einstürzen, weil kein Mensch, kein menschlicher Erneuerer mehr da ist zum Erhalten und wir nur umherirren?

    Aber wenn wir klug handeln, dann werden wir Gottes Pendant im Kleinformat. Und die Richtlinien zum richtigen Handeln hat uns Gott mit Seinen Schriften schon vor langer Zeit mitgegeben.

Manaar

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