Das Miteinander

von Seyran Ates

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Gemeinde,

wie schön, dass wir wieder beisammen sind und gemeinsam das Freitagsgebet machen können.

Danke Gott, dass ich heute wieder zu euch sprechen darf.

Einige von uns sind erkrankt. Die Strapazen der letzten Wochen zeigen langsam bei jedem von uns körperliche Erschöpfung. Ihr habt alle Großartiges geleistet, viel Zeit aber noch viel mehr Liebe in unsere Moschee gesteckt. Ich weiß, dass einige von euch gerade erst wieder gesund geworden sind, und andere sich mit letzter Kraft heute hier eingefunden haben. Gott möge euch, uns allen weiterhin Kraft und Gesundheit geben. Das Licht in euch möge weiterhin so leuchten, wie ich es jedes Mal sehe, wenn ich in diesen Raum trete. Danke Gott für dieses Licht in uns.

Diese Moschee wäre nicht das, für was sie weltweit steht, wenn es euch nicht geben würde, wenn Gott uns nicht zusammengeführt hätte.

Eine Moschee lebt von ihrer Gemeinde. Ihr seid eine vorbildliche Gemeinde. All eure positiven Gefühle und Energien sind sichtbar und spürbar. Durch euer Tun seid Vorbilder, bescheiden und liebevoll. Gott möge euch alle schützen.

Wir kommen hier zusammen, um für Gott zu beten, Gott zu danken und um Gott zu bitten. Lasst uns an unsere kranken Gemeindemitglieder denken und Gott um deren baldige Gesundheit bitten.

Wir wollen auch all diejenigen in unsere Gebete einschließen, die heute in der Nachbarschaft um einen Angehörigen trauern, den sie heute zu Grabe tragen, sowie für den/die Toten/Tote beten. Möge er/sie in Frieden Ruhen.

Das Leben ist dem Tod so nahe und der Tod dem Leben. Beides ist Teil unseres Lebens.

Wir alle sind bemüht unserem Leben einen Sinn zu geben.  Wir alle sind bemüht, unser Leben nicht sinnlos zu verbringen. In Anbetracht der Tatsache, wie kurz unser Leben ist, sollten wir dieses Leben sehr viel mehr schätzen und dankbar für jede Sekunde, jede Stunde und jeden Tag sein, den wir in diesem Leben verbringen dürfen.

Umso wichtiger ist es, dass wir Rücksicht auf unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Liebsten und Nächsten nehmen.

Eine kleine Umarmung, eine liebevolle Geste, etwas Gutes, was man einem anderen Menschen tun kann, kann für unsere eigene Seele Balsam sein.  Denn das Gute, was wir für andere tun, wirkt immer zurück auf uns selbst.

Es ist ein Gebot Allahs zum „Guten“ anzuhalten und sich in „guten Werken“ gegenseitig zu überbieten.  Im Koran heißt es dazu:

Āl Imrān, 3/92.

„Ihr werdet die (wahre) Frömmigkeit nicht erlangen, bis ihr von dem spendet, was ihr liebt. Und was immer ihr spendet, Gott weiß es.“

Es heißt, spendet, von dem was ihr liebt. Er steht nicht geschrieben, dass es um Geld geht oder andere materielle Dinge, oder um Zeit.  Natürlich ist all das auch nicht ausgeschlossen.

Wenn hier davon die Rede ist, dass wir von etwas spenden sollen, was wir lieben, können wir davon ausgehen, dass es auch immaterielle Dinge sein können.

Der Vers kann uns dazu anhalten darüber nachzudenken, was wir lieben und ob wir bereit sind, davon zu spenden.

Weiterhin heißt es im Koran in Sure 3, Vers 114:

„Sie glauben an Gott und an den jüngsten Tag. Sie gebieten „das Rechte“ und verbieten das Verwerfliche und eilen zu den „guten Dingen“ um die Wette. Sie gehören zu den Rechtschaffenen.“

D.h. „Wetteifert miteinander um das Gute.“

Diesen Geboten zu folgen und im Wetteifer miteinander uns um das „Gute“ zu mühen wird uns Allahs Wohlgefallen und schließlich Glückseligkeit auf Erden wie im Jenseits einbringen.

Zudem gemahnte und unser Prophet

„Der beste Mensch ist derjenige, der den Menschen dienlich ist. Das beste Vermögen ist dasjenige, das im Dienste Allahs ausgegeben wird. Und der beste Weg, im Dienste Allahs auszugeben, ist es, das bereit zu stellen, was die Menschen am nötigsten haben.“

  Sahīh-i Buchārī, Hadis No: 1226.

Wer einen neuen Weg findet, ist ein Wegbereiter, selbst wenn andere später den Pfad noch einmal finden müssen; und wer seinen Zeitgenossen vorausgeht, ist ein Vorreiter, auch wenn noch Jahrhunderte vergehen, bevor er als solcher erkannt wird.

Ibu Khaldun

(Walī ad-Dīn ʿAbd ar-Raḥmān ibn Muḥammad Ibn Ḫaldūn al-Ḥaḍramī; geboren 27.05.1332 in Tunis, gestorben a, 17.03. 1406 in Kairo war Jurist, Historiker und Politiker.

Nach dem islamischen Kalender ist er am 1. Ramadān 732 geboren und am 25. Ramadān 808 gestorben.

Ibn Chalduns Betrachtungsweise von gesellschaftlichen und sozialen Konflikten machten ihn zu einem der Vorläufer einer soziologischen Denkweise).

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