Koran und Thora

Koran und Thora

Immer wieder kommt es zurzeit zu verbalen und auch körperlichen Auseinandersetzungen explizit zwischen Muslimen und Juden. Es sind nicht nur die äußerlichen Zeichen eines Juden, z.B. die Kippa, sondern ebenfalls gedanklicher Hass auf sie, und gerade von Muslimen, die hier bei uns Zuflucht erhoffen. Leider bringen sie das unterschwellige Ablehnen des Judentums aus ihrem Heimatland mit nach Deutschland. Es sind aber auch Deutsche, die lautstark ihre jüdischen Mitmenschen belästigen.

Der Grund ist wahrscheinlich die Auslegungen des Korans, eine Unkenntnis der Geschichte im Orient, eine uralte Abneigung, das von Generation zu Generationen weitergegeben wurde. Dabei haben Juden und Muslime außerordentlich viel gemeinsam. Jedoch meinen sie, dass ihre Religionen unähnlich seien und kaum Gemeinsamkeiten hätten. Durch die Medien wird dieses Dilemma noch gesteigert, sodass sie einander feind gegenüberstehen. Man fragt sich, wer hat davon Nutzen? Meistens diejenigen, die die Macht haben, die Zeitungen als Sensationsmacher.

Die einfachen Muslime und sicher auch Juden werden zu wenig aufgeklärt, dass sie viele religiöse Gemeinsamkeiten haben.

Die Geschehnisse der letzten Zeit haben mich auf den Gedanken für eine Verarbeitung zu dieser Khutba gebracht, um die Grundwerte beider Religionen nebeneinander zu stellen.

Die grundlegendste Gemeinsamkeit beider Religionen und dem Christentum ist ihr monotheistischer Glaube an den Einen Gott, auch wenn sie verschiedene Namen für Ihn haben. Die einen sagen Jahwe, die anderen Allah, den Einen, wiederum andere hier in Deutschland nennen Ihn Gott.

Die Juden zitieren als Teil ihres täglichen Gebetes. „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.“

Der jüdische Philosoph Maimodes aus dem 13. Jahrhundert sagte: „Gott ist einer. Er ist nicht zwei oder mehr, sondern einer, vereinigt auf eine Weise, die jede Einheit in der Welt übersteigt.“

Klingt das in unseren Ohren als sehr bekannt? Im ersten Teil unserer Schahada, dem muslimischen Glaubensbekenntnis, heißt es: „Ich bezeuge: Es gibt keinen Gott außer Allah.“

Allah bedeutet „der Eine“, ich nenne Ihn auch Gott.

Auf der einen Seite, der jüdischen: „Gott ist einer“- auf der anderen Seite, der islamischen: „kein Gott außer Allah“

Im ersten Vers der Sure „Al-Ikhlas“ heißt es: Sprich: „Er ist Allah, ein Einziger, Allah, der Absolute…“ Und beide Religionen meinen den Einen, den Gleichen! Also dürften beide Religionen gar nicht so unüberbrückbar sein, wie man es doch immer wieder hinstellt.

So gibt es viele weitere Stellen in beiden Schriften, die ähnlich klingen, so in der hebräischen Bibel: „Gott schuf die Himmel und die Erde.“ Und nun die Aussage im Koran Sure7: 54: „Gewiss, euer Herr ist Allah, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen schuf.“

Die Thora ist bei den Juden gleichermaßen das wertvollste Buch, da sie ebenfalls von Gott stammt. Ihr Zentrum sind die 10 Gebote, die Moses auf dem Berg Sinai von Gott empfing. In den Büchern stehen die Gebote und Lehren und das, woran die Juden glauben. Und das wird expliziert im Koran bestätigt. In der Sure 3: 3-4 können wir lesen: „Er sendet dir das Buch mit der Wahrheit in Teilen herab als Bestätigung der früheren Offenbarungen. Und Er hat die Thora und das Evangelium herabgesandt vordem als Rechtleitung für die Menschen.“

Also der Koran bestätigt ganz genau, dass die Schriften der Juden und Christen ebenfalls göttlichen Ursprungs sind. Der Islam mit seinem Koran ist zwar der Höhepunkt der Herabsendungen, weist aber auch darauf hin, dass die Thora und die Evangelien derselben göttlichen Ursprungs sind. Für die damaligen (und das gilt wohl auch heute) Muslime muss das wohl ein Schock gewesen sein. Denn das setzt ja voraus, dass sie auf gleicher Ebene stehen, Jude, Christ und Muslim.

Die mündlich überlieferten Geschichten über Moses liegen zwischen dem 10. Und 6. Jahrhundert vor Chr. Man glaubt, das ein Team jüdischer Priester die 5 Bücher Mose im 5. Jh. vor Chr. zusammengestellt hat, wahrscheinlich 800 Jahre nach der Zeit, in der Mose gelebt haben könnte.

So wie Moses mit den 10 Geboten im Koran erwähnt wird, werden viele andere Propheten, die vor dem Propheten Muhammad, Friede und Segen seien auf ihn, im Koran erwähnt und verehrt. Sie stehen in einer langen Reihe, die die Botschaften von Gott zu ihrer jeweiligen Gesellschaft und in der jeweiligen Zeit gebracht hatten. Die Sure 2:136 besagt. „Wir glauben an Gott und an das, was uns herabgesandt worden ist und was Abraham, Israel, Isaak, Jakob und den Stämmen Israels herabgesandt wurde, und was den Propheten von ihrem Herrn gegeben worden ist. Wir machen zwischen ihnen keinen Unterschied und Ihm sind wir ergeben.“

Wie oft habe ich gehört: Unser Prophet, Friede und Segen seien auf ihn, ist das Siegel, der letzte Prophet und steht deshalb an der Spitze der Propheten. Deshalb ist auch der Islam die höchste Religion, das heißt: Sie steht über alle anderen.

Nein, jeder Prophet hat seine Richtlinien, seine Sendung zu einem ganz bestimmten Volk und zu seiner ganz bestimmten Zeit bekommen. Die Zeiten und die Menschen verändern sich, deshalb muss auch die Botschaft auf dem jeweils neuesten Stand gebracht werden. Sie sind alle gleichberechtigt. Muhammad war nur der letzte in der Reihe der Propheten.

Der Islam und der Judaismus teilen sich gemeinsame Ansichten über das Jüngste Gericht und die Auferstehung. Die jüdischen Schriften sagen aus: Nach dem Tod sitzen die Seelen der Rechtschaffenen neben dem Thron der Ehre im Himmel, während der Koran in Sure 89:27-30 sagt: „O du ruhige Seele, kehre zurück zu deinem Herrn, wohlzufrieden und mit Allahs Wohlwollen. So schließ dich dem Kreis Meiner Diener an. Und tritt ein in Mein Paradies.“ Das heißt: Der Muslim und der Jude glauben an das Jüngste Gericht und daran, dass seine Seele mit Gottes Erbarmen ihren Platz im Paradies finden wird.

Der muslimische Glaube ist auf 5 Säulen aufgebaut. An erster Stelle steht im Islam das Glaubensbekenntnis, was ich schon genannt habe und dass es ein ähnliches Bekenntnis in der jüdischen Religion gibt.

Ebenso ist von zentraler Bedeutung in beiden Religionen das Gebet. Wir beten 5x am Tag, die jüdischen Gläubigen 3x. Die Gebete sollen uns auf der einen Seite an die ständige Anwesenheit von Gott erinnern, bzw. wir sollen uns an Gott erinnern. In den Gebeten loben wir Gott und bitten Ihn und danken Ihm.

Unsere 3. Säule ist Zakat, die soziale Pflichtabgabe. Sie ist als Unterstützung von Bedürftigen gedacht. Sie fördert einerseits die soziale Sicherheit und das Gemeinschaftsgefühl zwischen den Menschen. Sie ist deshalb ein wichtiger Bestandteil jeder islamischen Gesellschaft, da sie jedem Menschen die Lebensgrundlage sichert, ohne dass sich der Empfänger jemandem verpflichtet fühlen muss. Andererseits wird diese Abgabe auch als eine Art innere Reinigung angesehen. Im Koran, Sure 2:177 steht: „…und sein Vermögen ausgibt – wie sehr er es selbst wertschätzen mag – für seine Verwandten und die Waisen und die Bedürftigen und den Reisenden und die Bettler und für das Befreien von Menschen aus Knechtschaft.“

Genauso ist die Zedaka, die Wohltätigkeit gegenüber den Bedürftigen, eine der höchsten Werte im Judentum. Im Leviticus, das ist das 3. Buch des jüdischen Tanachs, oder das 3. Buch Mose, steht: „Wenn ihr die Ernte eures Landes einbringt, sollt ihr das Feld nicht bis zum äußersten Rand abernten. Du sollst keine Nachlese von deiner Ernte halten. In deinem Weinberg sollst du keine Nachlese halten und die abgefallenen Beeren nicht einsammeln. Du sollst sie dem Armen und dem Fremden überlassen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ Diese wenigen Sätze erklären sehr gut, wie die Wohltätigkeit der früheren jüdischen Gesellschaft funktionierte.

Ebenfalls ist beiden Religionen das Fasten vorgeschrieben, wenn auch mit unterschiedlicher Dauer.

In beiden Religionen bedeutet es eine innere Einkehr und Besinnung für jeden einzelnen Muslim oder Juden.

Juden fasten an Jom Kippur, d.h. am 10. Tag des siebenten Monats, dem Tag der Versöhnung. Gott fordert von seinem damals auserwählten Volk zur Einhaltung seines Gesetzes des Fastens und der Ruhe auf. Juden bekennen an diesem Tag ihre Sünden und bitten Gott um Vergebung. Sie fasten durchgehend 25 Stunden, vom Sonnenuntergang bis Einbruch der Nacht (etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang) des folgenden Tages. Bis dahin darf weder feste noch flüssige Nahrung eingenommen werden. Wir fasten im Monat Ramadan vom Tagesanbruch bis Sonnenuntergang. Und ebenfalls bitten wir Gott um Vergebung und Barmherzigkeit.

Genauso legen beide Religionen Wert auf das religiöse Pilgern. Als der jüdische Tempel in Jerusalem stand, wurden sie aufgefordert, während der Wallfahrtsfeste dorthin zu pilgern. Heute erinnert in Jerusalem nur noch die Westmauer an das zerstörte Heiligtum der Juden. Heute pilgern, besser „besuchen“ die jüdischen Gläubigen nur noch ihre sogenannte Klagemauer als ein religiöser Brauch.

Die Riten der islamischen Pilgerreise stammen noch aus vorislamischer Zeit, als die Kaaba, ihr Mittelpunkt, ein polytheistischer Wallfahrtsort war. Sie wurde der islamischen Lehre nach von Abraham und seinem Sohn Ismael, der, wie ihr wisst, als Stammvater der Araber gilt, als Haus Gottes und der Menschen gebaut. Vielleicht begann damals schon die Umrundung der Kaaba?

Aber noch ein Element in beiden Religionen ist wichtig. Wir finden sie in der Basmala und an vielen Stellen im Koran: Gott, Allah ist der Barmherzigste und der Allerbarmer. Und bei den Juden heißt es im Ezodus34, 6-7: „Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue. Er bewahrt Tausenden Huld, nimmt Schuld, Frevel und Sünde weg.“ Beide, Jude oder Muslim verlassen sich auf die Barmherzigkeit und Gnade Gottes, auf Seine Führung durch den Koran und den hebräischen Schriften Und Gottes Beispiel folgend werden wir ebenfalls aufgefordert, zu vergeben, miteinander ins Gespräch zu kommen, gemeinsam zu handeln, das Richtige zu tun. Und der mittelalterliche jüdische Maimonides sagte: „Es ist einem Menschen verboten, grausam zu sein und sich der Versöhnung zu verweigern. Wenn ein Mensch, der ihm ein Übel getan hat, ihn um Vergebung bittet, sollte er ihm aus vollem Herzen und willigem Geist vergeben.“

Und der Koran betont. „Allah liebt, die da Gutes tun.“

Es gibt bestimmt noch etliche Aussagen in beiden religiösen Schriften, die als übereinstimmend betrachtet werden können.

Gott hat immer wieder Propheten geschickt, zu allen Zeiten, zu unterschiedlichen Gesellschaften, aber ihre Botschaften waren dieselben, nur Zeit und Ort waren unterschiedlich, da sich ja auch die Menschen in ihrer Gesellschaft geändert haben. So ähneln sich beide Schriften und wenn man über die Aussagen von Gottes Worten nachdenkt, so haben sie sich nie geändert.

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